Bienvenue en France - die Bretagne ruft

Die Bretagne ruft! – Unser Reisetagebuch (Woche Vier)

Auf unserer letzten Etappe nehmen wir Euch mit zurück an die Küste. Wir wollen zur Halbinsel Crozon. Was uns auf dieser Route abseits des Tourismus besonders gut gefallen hat, zeigen wir Euch jetzt. Allez!

Tagebucheinträge

Klicke auf den Link des jeweiligen Datums und lese, was wir an diesem Tag erlebten:

Freitag, 25.082023 Abfahrt: Tréguier Ankunft: Plage Saint-Jean-du-Doigt (79 Kilometer)

Immer mit dem Mors an der Wand, äh, Küste entlang.

Warum wir uns auf den Weg machen, wissen wir rückblickend gar nicht mehr. Es ist diese ewige Diskrepanz zwischen Reisen und Rasten, Entdeckungsdrang und Sitzfleisch. Jedenfalls melden sich die Hummeln im Poppes und wir packen zusammen. Das ist recht fix gemacht. Noch eben beim Super-U ums Eck entsorgen und Frischwasser zapfen, dann geht los. Immer an der Küste entlang.

Bildung

Kleiner Exkurs am Rande: Auf der sogenannten Tro-Breizh (dt.: Tour durch die Bretagne), einer Pilgerstrecke, kann man den einzelnen Gründungsheiligen der bekannten Städte Saint-Pol-de-Léon, Tréguier, Saint-Brieuc, Saint-Samson, Quimper, Vannes und Saint-Malo zu Fuß, mit dem Rad oder dem Auto einen Besuch abstatten. Wer das zu Lebzeiten schafft, hat angeblich einen Platz im Paradies sicher. Anderenfalls ist der Weg im Sarg zu bestreiten. Letzteres betreffend habe ich gelesen, dass man pro Jahr nur eine Strecke entsprechend der eigenen Sarglänge zurücklegt. Naja, so wird einem zumindest auch im Tod nicht langweilig.

Diese sieben Kollegen sind die Gründungs- und Schutzheiligen der Bretagne und Namensväter bekannter Orte.

Klippenalarm

Aber nun erst einmal zurück zum Leben. Vorbei an wunderschönen lila-farbenen Artischockenfeldern und weiteren landschaftlichen Highlights landen wir schließlich kurz vor Saint-Jean-Du-Doigt. Solche Dorfnamen können sich nur Franzosen ausdenken.

Wundervolle Bretagne.
Bei Dämmerung nicht weniger schön.

Wir haben einen traumhaften Blick. Allerdings ist es sehr windig. Der Platz ist geschottert und ziemlich abschüssig. Ich habe das mulmige Gefühl, wir könnten die Klippe runterrollen.

Mit dem Köddel in der Hose beobachte ich, wie es dem einen oder anderen PKW-Fahrer gar nicht nah genug an die Klippe herangehen kann. Die Motorhaube wird am letzten Zentimeter der Grasnarbe ausgerichtet. Der grenzenlose Blick aufs Wasser ist damit garantiert. Ich sterbe bei dem Gedanken, dass Rabbi solche Aktionen bringen könnte.

Rudi Rakete? Nein Elfie!
Wenn man wanden möchte, kann man das hier auf spektakuläre Weise machen.

The Day after

Nach einer „Geschüttelt, aber-nicht-gerührt“-Nacht, werden wir mit einem herrlichen Sonnenaufgang entschädigt. Windig ist es aber weiterhin.

Unser erstes Video, Yes!

So langsam bekommen wir Hunger, daher wage ich den Abstieg zum Strand. Ich möchte schauen, ob sich der dortige Parkplatz für ein Frühstück anbietet. Das tut er. Einige Verbotsschilder weisen freundlich darauf hin, dass eine Übernachtung nicht gestattet ist. Für uns ist das egal, denn wir wollen nur etwas essen.

Irgendwie packt mich der Wahnsinn und ich jogge den Berg zurück zur Elfie. Rabbi erklärt mich für bekloppt. Als wenn das etwas Neues wäre…

Schön, aber echt windig.

Samstag, 26.08.2023 Abfahrt: Plage Saint-Jean-du-Doigt Ankunft: Carantec la Grande Grève Kerprigent Bras (31 Kilometer)

Morlaix sehen und staunen.

Farbenpracht & eine beeindruckende Brücke

Die heutige Route hinterlässt viele besondere Eindrücke bei uns. Es mag daran liegen, dass das Wetter die Wucht ist und die Farben der Natur um die Wette strahlen. Der Wind hat die dunklen Wolken quasi weggefegt.

So, so herrlich.
Kunst am Bau.

Wie und warum wir in Morlaix gelandet sind, wissen wir gar nicht. Jedenfalls erweist sich unser Abstecher dorthin als ein absoluter Glücksfall. Morlaix gefällt uns sehr.

Die Brücke oder sprachlich korrekter ausgedrückt – das Eisenbahnviadukt – welches die Ein- und Ausfahrt der Stadt ziert, ist wirklich imposant. Auf zwei Ebenen teilen sich Fußgänger und Bahn dieses 62 Meter hohe Bauwerk.

Die Eisenbahnbrücke wirkt auf Bildern lange nicht so beeindruckend.
Das „Aqueduto das Águas Livres“ in Lissabon ist zwar an seiner höchsten Stelle 3 cm höher, als dieses Viadukt, aber wirkt irgendwie trotzdem nicht so spektakulär. Mag aber auch daran liegen, dass es bei unserem Portugalbesuch durchweg geregnet hat.
Morlaix ist eine wunderschöne Stadt, durchzogen vom gleichnamigen Fluss.
Boote gehören, wie in so vielen Orte der bretonische Küste zum Stadtbild.

Stadtrundfahrt Yeah!

Wie gewohnt, bugsiert Rabbi die Elfie gekonnt durch die kleinen Gassen. Unsere Art einer obligatorischen Stadtrundfahrt. Anschließend lassen wir Morlaix begeistert hinter uns. Keine fünf Minuten später sind wir auch schon im Grünen. Die Straße führt uns immer am Fluss entlang. Es ist wirklich eine sehr schöne Ecke.

Links die grünen Felsen,….
…rechts die Boote. So muss dat!

Nach knappen 32 Kilometer beschließen wir, es für heute gut sein zu lassen. Nachdem wir gemerkt haben, dass wir die ganzen auf uns einströmenden Eindrücke gar nicht verarbeiten können, wollen wir uns mehr Zeit lassen.

Am Rande von Carantec finden wir auf einem Grünstreifen Platz zwischen anderen Womo-Fahrern. Das Wasser werden wir nicht zu Gesicht bekommen, aber das stört uns gar nicht. Es riecht herrlich nach Muscheln und erinnert uns an die Heimat.

Ebbe!

Sonntag, 27.08.2023 Abfahrt: Carantec la Grande Grève Kerprigent Bras Ankunft: Kerlouarn 12 Kerlouarn (52 Kilometer)

Etwas krude Streckenführung.

Die Nacht ist sehr ruhig. Der Platz ist superschön. Einziger Wermutstropfen: die wenig vorhandenen Mülleimer lassen sich nur mit einer Chipkarte öffnen.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf. Wir wollen nach Roscoff, um endlich die sagenumwobenen Zwiebeln zu kaufen.

Die Bucht von Morlaix

Noch immer befinden wir uns an der Bucht von Morlaix. Das Wetter ist typisch für diese Region. Bei uns würde man sich jetzt auf einen leckeren Tee freuen. Das kann man bei dem hiesigen Leitungswasser vergessen. Dat schmeckt nich. Macht nix, wir lieben die Gegend trotzdem.

Roscoff aus der Ferne.
Die über 500 Meter lange Fußgänger-Brücke zum Anleger, um auf die Île de Batz zu kommen.

Ja, wo sind ’se denn?

Die Kathedrale Saint-Paul Aurélien in Saint-Pol-de-Léon zeigt genau in dem Moment alles, was ihre Glocken so drauf haben, als wir den kleinen Ort durchqueren. Ein schöner Flecken Erde. Unsere französischen Nachbarn haben es verstanden, wie man die Charakteristika solcher Gegenden erhält.

Saint-Pol-de-Léon.
Roscoff.

Roscoff-Zwiebeln beim Bauern haben wir übrigens nicht gefunden, obwohl einige Verkaufsschilder anderes versprachen. Schließlich haben wir welche im Supermarkt gekauft. Und ja, das deutsche Ehepaar aus Plouha sollte Recht behalten: die Zwiebeln sind echt lecker.

Nach unserem Einkauf zieht es uns direkt wieder zum Meer. Naja ehrlicher Weise haben wir Kaffeedurst und suchen einen ruhigen Platz für eine Pause. Wir haben Glück. Zwischen einem Kohlfeld und dem Wasser gibt es eine Parkbucht, die wie für uns gemacht ist. Voll von Gesteinsformationen, die uns gar keine andere Wahl lassen, als der Phantasie freien Lauf zu lassen.

Natur oder Mensch?

Einmalig. Anders können wir es nicht beschreiben. Wir erkennen die unterschiedlichsten Figuren: eine Schildkröte, ein Gesicht, einen Drachen. Ob diese wohl ein Ergebnis der Natur sind oder eine findige Gruppe von Urzeitmenschen ihre Vorliebe für Kunst in epischer Breite ausgelebt hat? Who knows! Unterm Strich ist es aber auch wurscht, denn der Anblick ist der Hammer.

Wir halten am Seitenstreifen, machen uns einen Kaffee und lassen unserer Phantasie freien Lauf.
Und, was seht Ihr…?
…einen Pharao oder einen Seitenschläfer?
Guckt hier die Uralte Morla aufs Meer?
Dieses Gesicht hat uns am meisten fasziniert. Es wird nicht das Einzige bleiben…

Diese Felsen sind beeindruckend und nochmals beeindruckend. Nahezu rund und glattgeschliffen. Zudem scheint es in dieser Region zum guten Ton zu gehören, dass man zumindest einen Steinhaufen im Garten sein Eigen nennt. In Kombination mit den tollen kleinen sowie größeren Buchten ist das ein wundervoller Anblick.

Sowieso ist es unglaublich Maritim. Dass das Meer für die Menschen der Bretagne eine große Rolle spielt merken wir an vielen Stellen: am Essen, an den Freizeitbeschäftigungen, an den Häusern.

Is son‘ büschen, wie tu Huus

Ebbe ist gefühlt häufiger, als Flut. Eigentlich ist es wie bei uns, nur dass es hier deutlich öfter steil bergauf und bergab geht. Zum Vergleich: die natürlichste Erhebung in Friesland sind die Sander Berge.

Bretagne wir wollen so schnell nicht wieder weg. Und das, obwohl das Wetter so lala ist, es öfter regnet und die Temperaturen auch nicht gerade mit Höchstwerten glänzen. Wir sagen ja: wie tu huus!

Unser Schlafplatz für heute.
Ich bin noch ne Runde häkeln. – Ich weiß, das ist unsexy, aber mal ehrlich, habt Ihr schon mal an einem solch schönen Platz gehäkelt?

Wir wissen nicht mehr, ob es sich bei dem folgenden Bild um den Sonnenauf- oder untergang handelt, macht nix: die Nacht ist entspannt und ruhig, gekrönt durch einen fantastischen Blick aufs Meer. Noch eben einen Kaffee gekocht, dann geht es weiter. Frühstück gibt es später, wir brauchen erst noch ein frisches Baguette.

Oh wat mooi!

Montag, 28.08.2023 Abfahrt: Kerlouarn Ankunft: Guissény 613 A Chemin des Garennes (17 Kilometer)

Heute war die Fahrtstrecke um einiges kürzer, als gestern.

So wirklich weit fahren wir nicht. Eingedeckt mit Essen ist unser Platz für heute Nacht wieder einmal super gelegen. Das Wasser lässt sich nur kurz blicken. Als der Himmel etwas aufklart, nutzen wir die Chance, mal wieder einen Teilabschnitt des GR34 zu „bewandern“.

Wie die drei Damen vom Grill.
Dieses kleine Zöllnerhaus würde uns auch gefallen.
Noch ist Ebbe…
…aber das Wasser ist auf dem Weg.

So wirklich viel los ist hier nicht. Wir laufen einmal bis zum Rand der Bucht und wieder zurück. Man muss es ja auch nicht übertreiben, nicht wahr?

Ein überraschendes Wiedersehen

Wir haben uns schon mal irgendwo gesehen.

Witziger Weise sehen wir in dieser Abgeschiedenheit eine französische Familie wieder, die mit ihrem schwarz-mattierten Womo unterwegs ist. Wir haben die drei schon auf einem Parkplatz außerhalb von Morlaix gesehen. So ein Fahrzeug, wie das ihre, fällt schon auf. Besonders sympathisch ist der Sonnenschutz vorne in der Frontscheibe. Als wir uns nähern, riecht es auffällig nach einem Grasgewächs, das sich auch hervorragend als Backzutat für Kekse eignet.

Stones

Tatsächlich ist inzwischen Flut. Ins Wasser gehen wir jedoch nicht, da hier vor Algen gewarnt wird. Anscheinend haben diese wohl schon die eine oder andere Wildschwein-Sau ums Eck gebracht. Sachen gibt’s…

Zwei junge Männer zeigen ihr Können beim Wingsurfen. Respekt, Jungs! Wir wären schon froh, wenn wir uns überhaupt auf irgendeinem Brett im Wasser halten könnten.

Steine, immer wieder Steine.

So dümpelt der Abend vor sich hin. Noch ein Gläschen Vin Rouge und dann geht es ab in die Koje. Bis morgen!

Dienstag, 29.08.2023 Abfahrt: Guissény 613 A Chemin des Garennes Ankunft: Plougonvelin Pencreach (67 Kilometer)

Ich kaufe ein „P“…

Heute legen wir etwas mehr Kilometer zurück. Wir sehen einige schöne Plätze, die sich zum schlafen eignen, aber alle ohne Mülleimer. Und Müll fällt viel an.

Während wir als Womofahrer einen sehr bewussten Umgang mit der Ressource Wasser pflegen, müssen wir uns eingestehen, dass das im Bereich „Müll“ nicht ganz so glückt. Wir trennen gelben Sack, Pappe und Glas, aber selbst dann ist noch einiges an Restmüll vorhanden. Und wenn man diesen, wie in dieser Ecke des Landes, nicht los wird, ist das doof.

Natürlich schmeißen wir keinen Unrat in die Walachutten, sondern fahren solange mit unseren Resten herum, bis wir eine dafür vorgesehene Entsorgungsstation finden. Da wir das aber nicht gerne machen, suchen wir in der Regel ausschließlich Schlafplätze auf, die mit einem Mülleimer ausgestattet sind und (!) diese nicht bereits schon zugemüllt sind. Ihr seht, allein das Thema „Müllentsorgung“ kann zu einer recht langwierigen Schlafplatzsuche führen.

1A Sackgassenlage

Am späten Nachmittag finden wir endlich einen Platz, der sich in einer Sackgasse befindet. Asphaltiert, weitläufig und mit frei zugänglichen, großen Müllcontainern. Leider ist das Wetter heute recht wechselhaft. Mehr regnerische, als sonnige Abschnitte.

Es gibt einen Wanderweg, den wir uns anschauen wollen. Als der Himmel sich gnädig zeigt und für einen Augenblick seine Schleusen schließt, wagen wir einen Gang. Da sich die gewählte Strecke allerdings als eine Art Spießrutenlauf durch Exkremente und Klopapier entpuppt, machen wir wieder kehrt. Man, man, man Leute, das muss echt nicht sein! Nach dieser ernüchternden Einheit beschließen wir, uns auf das Wesentlich zu konzentrieren: das Essen.

Keep rollin‘

Ruhig ist es. Herrlich. Unsere Nudeln mit Tomatensauce schmecken hervorragend. Hin und wieder verirren sich vereinzelt Spaziergänger hier her, die ihre Hunde ausführen. Gegen Abend kommen ein paar Womobilisten und gesellen sich zu uns.

Am nächsten Morgen werden wir von der Sonne geweckt. Entsprechend motiviert sind, wir unsere Reise durch das Département „Finistère“ fortzusetzen. Kurz den Kaffee klar machen und dann ist auch schon Abfahrt angesagt.

Mittwoch, 30.08.2023 Abfahrt: Plougonvelin Pencreach Ankunft: Plougastel-Daoulas (38 Kilometer)

Der Sonnenschein hält nicht allzu lange an. Die Umgebung ist recht eintönig. Wir machen eine Stadtrundfahrt durch Brest und steuern anschließend direkt unseren heutigen Schlafplatz an. Zwei Häuser und ein Kiesstrand, gesäumt von kleinen Bötchen, mit Blick auf Brest. Recht unprätentiös, trotzdem tummeln sich hier mehr Menschen, als wir erwartet haben.

Es ist nicht besonders warm und dennoch können wir ein paar Hartgesonnenen beim Schwimmen zusehen. Irgendwie haben wir das Gefühl, dass selbst die Kleinsten schon ans Wasser herangeführt werden. Und zwar standesgemäß mit dem für die Bretagne typischen „La Marinière“, dem gestreiften Ringelshirt.

Viel dichter dran geht fast nicht.
Up anner siet: Brest
Hier war die Brandung wieder etwas ruhiger.

La Marinière

Früher trugen Fischer und Marinesoldaten dieses Shirt, damit sie beim Mann über Bord-Manöver besser aufzufinden waren. Während die Marine ihre Streifen normte, hatte jedes Dorf seine eigene Streifenfarbe. Das war schlau, denn wurde nur das Shirt im Meer gefunden, erleichterte es die Zuordnung der toten Fischer zum Heimatort und damit zu ihren Familien.

Bekannt geworden ist dieses, als Synonym für das Maritime geltende Oberteil, durch die wunderbare Coco Chanel. Wem auch sonst, oder? Der Rest ist Geschichte und funktionierte in den Jahren nach 1917 genauso, wie heute: die Promis haben diese Klamotte zu einem IT-Piece gemacht. Gaultier ohne Streifenshirt? Undenkbar!

Gepaart mit der Sehnsucht nach Meer machen die Souvenir-Shops eine Heidenkohle mit diesen Shirts. Salonfähig und schick, aber längst nicht mehr praktikabel für die Fischer. Diese tragen inzwischen eine ganz andere Arbeitskleidung. Mag vielleicht auch daran liegen, dass heute wesentlich weniger von ihnen über Bord gehen, als vor 100 Jahren. Gut so!

Nach diesem kleinen Exkurs, wollen wir es nicht versäumen, Euch zu erzählen, was wir sonst noch so erlebt haben. Zum einen treffen wir die Familie mit dem schwarzen Wohnmobil wieder. Muttern ist ebenfalls mutig genug, um sich in die Fluten zu stürzen, Vattern hat mal wieder etwas krautartiges zum Rauchen im Mund. Dieses Mal sind wir schon aus der Ferne leicht stoned.

Gegen Abend kommt immer mehr Wind auf. In Kombination mit den großen Kieselsteinen ist die Brandung recht laut. Das ist die Krux: wenn wir so wassernah stehen wollen, müssen wir einfach mit einer entsprechenden Geräuschkulisse rechnen.

Manpower

Das wirklich Schöne an unserer Reise ist, dass wir immer wieder Neues entdecken. In diesem Fall ist es ein Fischer, der unsere ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Mit Ölhose und Nussschale rudert er durch die unruhige See. Um sein Bötchen weit aufs Land zu bekommen, muss er sich mit seinem Körper weit zurücklehnen. Im Hau-Ruck-Verfahren zieht er das Boot über den Kiesstrand, zurrt es fest und stapft von dannen. Am nächsten Morgen kommt er wieder, rudert raus und ist nicht mehr zu sehen. Er wirkt, als wäre er ganz bei sich. Insbesondere ich beneide ihn ein bisschen darum.

Endlich mal wieder wandern!

Da wir die vergangenen Tage so viel gesessen haben, entscheiden wir uns für Bewegung. Hier an der Bucht von Brest gibt es eine 10,5 Kilometer lange Wanderroute, die quasi nach uns schreit.

Auf einer alten Bunkeranlage, die wohl als Speicher diente, haben wir einen tollen Blick auf die Bucht.
Auf, auf Leute, hin da!
Wer mag, bekommt auch etwas zu essen.
So schön!

Obwohl der Wanderweg schon einige Jahre keine Pflege mehr erfahren hat, ist er wirklich schön und gut zu laufen. Es ist für jeden etwas dabei: Wald, Hügel, Panorama sowie eine kleine Ortschaft mit Gastronomie.

Bei einer Tasse Bier und einem guten Glas Wein lassen wir den Tag entspannt ausklingen. Abends kommen die Segler. Herrlich, ihnen zuzuschauen.

Nimm mich mit Kapitän….
Gute Nacht Johnboy!
…auf die Reise…

Donnerstag, 31.08.2023 Abfahrt: Plougastel-Daoulas Ankunft: Saint-Nic Chemin des Dunes (127 Kilometer)

Heute fahren wir auf die Halbinsel Crozon. Dieser kreuzähnliche Landstrich liegt zwischen den Buchten von Brest und Douarnanez. Bevor es allerdings für uns losgeht, muss ich Rabbi noch vor einem Lagerkoller bewahren. Es regnet schon wieder und er ist…ach, seht selbst…

Rabbi, sag mal, wie findest Du das Wetter?

Die Pont de Terenz bringt uns über den Fluss „Aulne“ zur Halbinsel. Oh wat mooi!

Das ist eine Schrägseilbrücke. Wussten wir och nich!
AuIne, 144 Kilometer lang. Junge, junge!

Unser erster Eindruck von Crozon: im Vergleich zu dem bisher Gesehenen ist es eine andere Welt. Im wahrsten Sinne. Die beherrschenden Töne sind lila, gelb und braun. Dazu, völlig surreal, entdecken wir in der Ferne grün-goldene Felder. Abwechslungsreich, aber in Bezug auf die Halbinseln Lézardrieux und Renote auch deutlich touristischer.

Abwechslungsreiche Landschaft & Wanderfreuden

Wir machen eine richtig schöne Crozon-Rundfahrt. Durch den bekannten Ort „Morgat“, zum Denkmal „Monument aux Bretons“, vorbei an der „Batterie de Kerbonn“. Da es so unglaublich viel zu sehen gibt, verzichten wir an dieser Stelle auf große Worte und lassen die Bilder für sich sprechen.

Plage de Morgat
Auf dem Rückweg vom Cap de Chèvre.
Menhire. Davon gibt es hier einige.
Diese eindrucksvolle Landschaft kann man am Rande des GR34 bewundern.
Abseits des Tourismus ist es auch mal etwas schmuckloser. Aber selbst das hat Charme. Man beachte den Schriftzug links „Bellevue“.
Das ist schon eine tolle Kulisse am Pointe de Pen-Hir, die uns die Natur hier bietet.
Immer wieder Ortschaften am Wasser.
Crozon-Hinterland
Heide!
Buchten gibt es auf Crozon ebenfalls viele schöne.
Ein Traum!
Phare du Toulinguet.
Wenn jemand weiß, was das ist, lasst es uns bitte wissen.
Crozon ist auch plattes Land.

Erst am späten Nachmittag kommen wir nach einem ereignisreichen Tag an unserem Schlafplatz in Saint-Nic an. Am Straßenrand, direkt am Wasser gelegen, werden wir heute die Nacht verbringen. An dieser Straße wimmelt es nur so von kleinen Strandbars. Viele davon bereits geschlossen, denn die Saison ist vorbei.

Eigentlich sind wir kritisch, was Parkplätze mit direkter Straßenlage betrifft, aber die Bewertungen sind super und die Geschwindigkeitsbegrenzung der Schilder besagt 30 km/h. Somit beschließen wir, zu bleiben. Der Tag hat uns geschafft und wir sind zu müde sowie maximal demotiviert, um nach einem anderen Platz zu schauen.

Einmal und nie wieder!

Nach dieser Nacht fragen wir uns, ob die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h noch mit dem jeweiligen Körpergewicht des Fahrers zu multiplizieren ist oder bei der 30 bloß eine 1 fehlt. Die 30er Zone entpuppt sich als wahre Rennstrecke. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt. Dieses Mal allerdings nicht nur vom Wind.

Sieht besser aus, als es ist.
Saint-Nic? Nö, wir werden nicht wieder herkommen.

Apropos „Wind“. Zu diesem gesellt sich nachts noch Regen und zwar so stark, dass wir im Schlafbereich erneut Wassereintritt am Fenster haben. Also geht es bei Wind und Regen raus, um das Fenster abzukleben. Rabbi ist genervt, ich bin genervt. Damit uns nichts ins Rollo läuft, schrauben wir dieses ab. Dann noch eben das Seitenteil der Matratze abziehen, zum Trocknen aufhängen und ab, zurück ins Bett. Zwei Stunden später sind wir immer noch wach. Ist halt mal wieder eine kurze Nacht.

Sahnehäubchen

Geweckt werden wir von einem richtigen Vollpfosten. Dieser fährt mit seinem Auto so nah an uns vorbei, dass er ein mit Schlamm und Kieselsteinen gefülltes Schlagloch mitnimmt. Ergebnis: Der ganze Mist spritzt an die Elfie. An das Fenster, an den Lack – wir sind froh, dass er unseren Wagen nicht streift. Ich könnt ausflippen.

Ob Absicht oder nicht, ärgerlich ist es in jedem Fall. Gut für diesen Wüstling, dass er sich bei seiner Aktion an die hier vorgeschriebene Mindestgeschwindigkeit von 130 km/h hält. Anderenfalls hätte er in der nächsten Waschanlage zeigen können, dass seine Putzfähigkeiten besser sind, als sein fahrerisches Können.

La fin (pour cette Fois)

Am 01.09.2023 geht es für uns zurück. Die Eindrücke, die wir auf unserer Tour durch die Bretagne geradezu aufgesogen haben, waren einfach wunderbar! Zusammenfassend können wir sagen: wir lieben die Bretagne und können es kaum erwarten, hier wieder einzukehren.

Also, falls Ihr noch nicht wissen solltet, wohin Eure nächste Reise geht. Packt Eure Regenjacken ein, setzt Euch ins Auto und freut Euch auf eine abwechslungsreiche Gegend. Manchmal etwas rauh, manchmal etwas nass, farbenfroh und liebenswert. In diesem Sinne: Wir sehen uns!

Zwei glückliche Menschen freuen sich aufs nächste Mal Bretagne.

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