Bienvenue en France - die Bretagne ruft

Die Bretagne ruft! – Unser Reisetagebuch (Woche Zwei & Drei)

Nachdem die erste Woche bereits einen Vorgeschmack auf die noch vor uns liegende Zeit lieferte, sind wir in den nächsten Tagen unterwegs an der bretonischen Küste. Wir beginnen an der Côte d’Émeraude, (dt.: Smaragd-Küste), in der Stadt Saint-Malo und stranden in einer „Petite Cité de Caractère“ namens Tréguier, der Hauptstradt des Trégors.

Die Route der Woche Zwei.

Tagebucheinträge

Klicke auf den Link des jeweiligen Datums und lese, was wir an diesem Tag erlebten:

Donnerstag, 10.08.2023 Abfahrt: Le Val-Saint-Pére Ankunft: Saint-Cast-le-Guildo (116 Kilometer)

Den Küstenabschnitt bei Cherreiux sparen wir uns, da wir hier schon waren. Cancale behalten wir auf der Liste „da müssen wir noch hin“.

Noch ein kurzer Blick auf den bekannten Klosterfelsen Le-Mont-Saint-Michel und dann geht es für uns weiter. Auf dem Plan stehen die an der Rance gelegenen Städte Saint-Malo und Dinard. Dort müssten wir unbedingt hin, so der leidenschaftliche Tenor unseres persönlichen Frankreichberaters „Monsieur Theo“. Somit ist klar, dass wir diesen beiden Orten einen Besuch abstatten. Das Wetter ist superschön. Top geeignet also, um alles mit dem Rad zu erkunden.

Lage, Lage, Lage

Da wir das Parken in derart touristischen Orten – wenn möglich – vermeiden, fahren wir zuerst an Saint-Malo vorbei. Unser Ziel ist der kostenfreie Stellplatz in Le Minihic-sur-Rance. Dieser besticht durch seine gute Lage. In Richtung Saint-Malo sind es 14, in Richtung Dinard etwa 10 Kilometer. Soweit, so optimistisch…!

Die Schnellstraße führt uns über das Gezeitenkraftwerk „La Rance“, vorbei an den wundervollen Herrenhäuser in exponierter Lage. Es geht rauf, runter und wieder rauf. Die Steigungen sind fernab der 10%. Besonders fahrradfreundlich scheint es hier nicht zu sein, denn sowohl Seitenstreifen als auch Radweg fehlen auf dieser hochfrequentierten Strecke. Uns kommen erste Zweifel, ob das Vorhaben „Vélo Saint-Malo privée“ wohl aufgehen wird.

Man kann deutlich schlechter wohnen.

Ach, wären wir doch im Sauerland geboren

Etwa 15 Minuten später erreichen wir den von uns angesteuerten Womo-Stellplatz und haben Glück. Wir tanken Frischwasser, entleeren das Grauwasser und suchen uns eine freie Stelle.

Eigentlich ein sehr schöner Platz. Nur ’n büschen laut an diesem Tag.

Es ist 11 Uhr, das Thermometer zeigt 29 Grad. Der angrenzende Bauhof macht ordentlich Rabatz. Da ich mit einem „Bio-Bike“ (beklopptes Wort…) unterwegs bin und meine Kondition eher der einer Sesselpupserin entspricht – bin eben ein Deichkind und kein Bergmadl – sucht Rabbi nach einer Alternativroute zur Schnellstraße, um nach Saint-Malo zu kommen. Leider erfolgslos. Damit ist die Radtour gestorben. Ich bin genervt, am meisten von mir selbst. Wir versorgen uns mit frischem Kaffee und machen uns auf, um Saint-Malo und Dinard mit der Elfie zu erobern.

Saint-Malo & Dinard

Der Tourismus in Saint-Malo boomt, da darf ein Riesenrad freilich nicht fehlen. Mit der Elfie kommen wir bis an die berühmten Granitmauern der Altstadt heran. Hineinfahren dürfen wir verständlicherweise nicht. Es ist später Vormittag, kein Parkplatz in Sicht. Möglichkeiten gäbe es, aber diese sind alle durch die Bank weg besetzt. Vielleicht schauen wir im September noch einmal vorbei, um uns das Schauspiel rund um die berühmte Springflut anzuschauen.

Die bekannten Stadtmauern von Saint-Malo.
Long Road to the Riesenrad.
What will we do with the drunken Sailor, hmm?

Fix geht es weiter nach Dinard. Dass die gut betuchten Leute aus Paris oder Großbritannien hier ihr Revier markiert haben, lässt sich unschwer erkennen. Ein Haus ist schöner, als das andere. Es sei Ihnen gegönnt.

Wunderschön!
Kleckern ist heute….
Den Strand direkt vor der Tür.
…Klotzen war gestern!

Für eine Erkundungstour ist auch hier kein Parkplatz zu bekommen. Also geht es weiter. Aufgrund der direkten Nähe zu den Fähranlegern, überlegen wir kurz, ob wir zu den Kanalinseln übersetzen. Aber, wir sind Bauchentscheider und heute haben wir einfach keine Lust. Uns treibt ja nix. Das Schöne ist, so haben wir einen weiteren Grund, wiederzukommen.

Schlafplatzsuche

Das nächste Städtchen, Namens Les Hayes, hat mit Abstand die meisten Verbotsschilder unserer bisherigen Frankreichtour für Wohnmobilisten. Wir bekommen den Eindruck, dass Camper hier nicht willkommen sind. Boote und Wasserfahrzeuge hingegen schon. Gefühlt schlurrt jeder Zweite irgendetwas hinter sich her, was geeignet ist, um sich auf dem Wasser fortzubewegen.

Womo-Fahrer und Teddys scheinen in dieser Ecke einen ähnlichen Stellenwert zu haben…
Dat Böööötchen für den kleinen Mann darf natürlich auch nicht fehlen.

Bevor jetzt das große Suchen beginnt, entscheiden wir, alle sich auf der Route befindlichen Stellplätze anzufahren und uns den Schönsten herauszusuchen. Während die ersten Beiden voll sind – nachvollziehbar bei direkter Strandlage – haben wir beim dritten bereits Glück. In Saint-Cast-le-Guildo finden wir hoch gelegen, Plätze satt, lang und schmutzig.

Sooo schön

Den restlichen Tag genießen wir den wundervollen Ausblick auf die Bucht. Über einen schmalen, aber durchaus auch für Angsthasen machbaren Wanderweg, gelangen wir nach unten an den Strand. Dieser ist superschön und so stürze ich mich erst einmal in die Fluten des Ärmelkanals. Rabbi hält meine Schuhe, denn er hat keine Lust auf ein Bad. Es bleibt mir ein Rätsel, wie er diese Temperaturen, ohne den Bedarf nach Abkühlung, aushält. Meine diesbezügliche Überlegung wird jäh durch eine Qualle unterbrochen, die sich für meinen Geschmack viel zu schnell nähert. Nun aber fix mal raus aus dem Kanal.

Das Meer ruft!

Franzosen!

Nach dieser kurzen Erfrischung geht es wieder nach oben. Auf dem Weg zurück zur Elfie treffen wir auf Eric-Jean-Pierre und seinen Sohn Geraume. Zwei sowas von liebenswerte Gestalten.

Eric, stolz wie Bolle, zeigt uns erst einmal seine gesamte Foto-Reihe vom Cap Fréhel. Dort müssten wir unbedingt hin. Selbstverständlich spricht er nur Französisch. Die Frage, ob wir diese Sprache beherrschen scheint obligatorisch, denn eigentlich interessiert es nicht.

Wir verstehen nur die Hälfte, aber dank seines Einsatzes von Händen und Füssen gepaart mit unglaublich viel Charme erklärt Eric uns alles mit einer Engelsgeduld. Sein Sohn versucht es zwischendurch mit Englisch. Letztlich einigen wir uns aber darauf, dass Zeichensprache am besten funktioniert.

Die beiden Franzosen können wir nur sofort ins Herz schließen. Nachdem wir nach etwa einer halben Stunde über den gesamten Familienstammbaum aufgeklärt sind, verabschieden wir vier uns mit einem herzlichen „Merci bien, bonne Journée.“ Die beiden werden wir so schnell nicht vergessen.

Traumblick!

Während wir am frühen Nachmittag noch freie Platzwahl hatten, ist es Abends so voll, dass die ersten wieder umkehren müssen. Leider gibt es keine Mülleimer. Dennoch ist es erstaunlich sauber. Nur die Wildpinkler gibt es, trotz Toilettenhäuschens, auch hier. Wir kommen wieder!

Aufgereiht, wie an einer Schnur.

Freitag, 11.08.2023 Abfahrt: Saint-Cast-le-Guildo Ankunft: Plouha (Stellplatz unten am Meer) (107 Kilometer)

Cap Frehel konnten wir aufgrund der Touribusse nur streifen.

Am heutigen Vormittag fahren wir weiter. Dank der Schwärmereien von Eric-Jean-Pierre wollen wir ans Cap Fréhel. Auf dem Weg sehen wir einige Plätze, auf denen das Übernachten erlaubt ist. Diesen Luxus merken wir uns für das nächste Mal.

Das Cap Fréhel in der Ferne.

Die Heide brennt – äh blüht

Das Cap Fréhel ist leider zu voll, um zu parken und spazieren zu gehen. Wir haben keine Angst vor Menschen, hören aber immer wieder von anderen Campern, dass genau an solch touristischen Orten ihre Fahrzeuge entweder aufgebrochen oder noch schlimmer, sogar geklaut wurden. Das ist ein echter Albtraum.

Unverrichteter Dinge und ein wenig enttäuscht geht es weiter. Lange hält dieser Zustand allerdings nicht an, denn wir werden auf ganzer Linie entschädigt. Um uns herum erscheint die Landschaft in Lila und das soweit das Auge reicht. Im August ist noch Blütezeit der Heide.

Das Thema „Heide“ hat sich zu einem echten Running Gag bei uns entwickelt. 2022 sind wir extra in die Lüneburger Heide gefahren, um ebendiese blühen zu sehen. Nur war das mal so gar nix. Alles blühte nur besagte Heide nicht. Seither haben wir einiges an Heidepflanzen in voller Pracht bewundern dürfen: in Oldenburg, irgendwo op Land und nun eben auch hier in Frankreich. Daher sagen wir: Lüneburg, daran solltest Du arbeiten.

Der Wanderweg GR34 auch bekannt als „Zöllnerpfad“ führt durch diese Landschaft voller Heidepflanzen.
Die Buchten sind einfach unbeschreiblich schön, selbst bei bedecktem Himmel.

Das Farbenspiel zwischen gelb, grün, dunkelbraunem, fast schwarzem Schiefer und lila Heide ist der Hammer. Ansonsten ist die Umgebung recht eintönig. Wir fahren einige Kilometer, um schließlich in Plouha einen der letzten begehrten Plätze auf einem, ebenfalls kostenlosen Stellplatz, zu ergattern. In der Lage, in vielen anderen Ländern undenkbar!

Der Strand ist super. Neben dem direkten Meerblick gibt es sogar eine Stranddusche. Die zwei kleinen Bistros runden das Ambiente eines gemütlichen Fischerdorfes ab. Wetter und Internet spielen leider so gar nicht mit. Der Netzempfang ist gleich Null.

Kuschelig!
Den Berg rauf finden wir Ländereien, einen kleinen Ort namens Tréveneux samt Kirche und Château.

Pêche à…was?

Wir haben sehr nette Nachbarn aus Deutschland und quatschen uns direkt mal fest. Besonders am nächsten Morgen. 60 Jahre fahren die Beiden schon nach Frankreich. Wir erfahren eine Menge über das bretonische Hobby „Pêche à pied“, quasi einer Art „Fischen bei Ebbe“, unterschiedliche Muschel- und Algenarten und erhalten die Empfehlung Austern möglichst aus der Zucht zu essen. Wir hätten so gerne noch länger geschnackt, müssen aber leider mal wieder etwas zu essen finden.

Deutlich später, als geplant geht es dann gegen 12 Uhr los. Aber: seither kribbelt es in den Finger, einmal selber nach Muscheln zu stochern oder Salicorne zu pflücken. Beides steht nun ganz oben auf der Liste der Dinge, die wir noch machen wollen.

Samstag, 12.08.2023 Abfahrt: Plouha Ankunft: Bréhec (12 Kilometer)

Neuer Rekord: nur etwa 7 Kilometer gefahren.

Lecker!

In Plouha, einem ausgesprochen süßem Örtchen, finden wir den besten Fleischer am Platz. Und ja, dieser ist wirklich die wahre Wucht. Der kleine Laden platzt aus allen Nähten. Beim Hackfleisch komme ich leicht ins Schlittern, aber mit Händen und Füßen gelingt mir dann doch der Einkauf. Seither hat sich mein französischer Sprachschatz um die zwei Wörter „Bœuf haché“ erweitert. Läuft!

Noch eben fix zum Bäcker ums Eck, um Brot und Flan nature zu kaufen. Den ersten unserer aktuellen Frankreichreise. Sowohl Fleisch- als auch Backwaren sind fantastisch. Wir können also festhalten: Bäcker und Fleischer sind einsame Spitze und allein schon Grund genug, wieder nach Plouha zu fahren.

Ein paar Kilometer weiter, oberhalb von Bréhec, finden wir mit dem dortigen Stellplatz ein weiteres Highlight. Ein herrliches Fleckchen Erde. Vier Plätze gibt es, einer davon ist durch einen sogenannten „Saugnapf“ belegt. Begrüßt werden wir von einem freundlichen Franzosen: „Da haben Sie aber Glück!“ – Recht hat er.

Ist das ein Blick?!

Radtour nach Paimpol

Am nächsten Tag ziehen wir uns die Regenjacken an und machen uns auf Richtung Paimpol. Erst zu Fuß, aber nach einigen Metern entscheiden wir uns doch, auf Räder umzusteigen. Mutig, denn die Radtour verlangt uns einiges ab.

Die etwas über 30 Kilometer lange Strecke zu dem bekannten Fischerort ist zwar super ausgebaut, kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass uns einige Höhenmeter bis zum Äußersten fordern. Während wir mit 40 km/h einen der letzten Hügel hinunterrasen, kommen uns zahlreiche schiebende Radfahrer entgegen. Auf dem Rückweg werden wir erfahren, warum…

Hortensien in Hülle und Fülle.
Ein Teil der bekannten Abtei Notre-Dame de Beauport aus dem 13. Jahrhundert.

Paimpol

Hübsch, aber leider auch eine echte Touristenstadt mit Kinderkarussell und allem Zipp und Zapp. Dennoch, eine Radtour lohnt sich. Wir sehen so tolle Häuser, die Hortensien blühen hier an jeder Ecke und die Endorphine sind nach Erklimmen der mehr als 13%igen-Steigungen kaum noch zu bremsen. Abends gibt es keine Zelle des Körpers, die nicht schmerzt. Wir leben herrlich!

Sonntagsspaziergang

Am heutigen Sonntag ist sehr viel los ist. Hier lebt und liebt man anscheinend den Sonntagsspaziergang im Kreise von Freunden und Familie. Erinnerungen an unsere Kindheit werden wach: erst Spaziergang im Neuenburger Urwald und dann in eines der angrenzenden Landgasthäuser zum Ostfriesentee. Nirgends schmeckt dieser besser, als in der Heimat.

Nach einem kurzen Motivationstief, raffen wir uns auf, um ebenfalls den Abstieg zur Bucht von Bréhec zu wagen. Allerdings nutzen wir die Straße. Etwa 10 Minuten später sind wir unten. Für den Aufstieg wählen wir dann, wie der Rest der Ausflügler, den Teil des hier verlaufenden GR34. Wie das einige von ihnen mit Sandalen und Flipflops schafft, bleibt für uns unerklärlich.

Hafen.
Wirklich schön.
Diesen Weg mit Flipflops? Respekt!
Wo isn dat Wasser?
Die zwei Experten!
Händchenhalten is nich!

Mit Musik und einem leichten Hauch von Melancholie beim Anblick dieser unglaublich schönen Natur lassen wir den Abend entspannt ausklingen.

Heimlicher Schnappschuss vom Chef.

Montag, 14.08.2023 Abfahrt: Bréhec Ankunft: Ploubazianec (24 Kilometer)

Die ungefähre Reiseroute.

La mer (…qu’on voit danser)

Dieses wunderbare Lied von Charles Trenet trifft es so gut: Das Meer, das tanzt und seinen Glanz je nach Wetterlage verändert. Auch, wenn wir uns nicht gerade als Fans der französischen Musik bezeichnen würden. In Frankreich, insbesondere an dessen Küste, passen Chansons, wie die Faust aufs Auge.

Die Elfie perfekt eingeparkt.
Typisch Bretagne: mal grau, mal blau

Rabbi hat uns einen weiteren Mega-Platz direkt am Meer herausgesucht. Wir genießen einen fantastischen Blick auf die zerklüfteten kleinen Miniinseln und die Île de Bréhat. Es regnet leider und das ganz schön doll. Mal sehen, ob wir morgen eine Wanderung machen können, denn hier verläuft wieder ein Teilabschnitt des GR34.

Wir wandern!

Tatsächlich reißt der Himmel am nächsten Tag auf und wir starten zu einer Wanderung entlang des GR34s. Es geht rauf und runter und wieder rauf. Durch waldiges Gelände immer entlang des Wassers.

Rabbi ready 4 a Walk
Hände in Bunker (darf man das so schreiben? – egal!)
Hier lebt und liebt man das Meer…
…wenn es denn mal da ist.
Wunderschönes Licht.
Ein Blick auf die Bucht.
Wer das nicht schön findet, ist selber schuld.
Päuschen!

An der Flussmündung des Trieux verkürzen wir die 16 Kilometer lange Tour auf 11 und ein bisschen. Wir müssen schon ganz schön kraxeln und der Boden ist ziemlich rutschig durch den Regen der letzten Tage, Aber wir schaffen es und macht zudem noch wirklich Spaß. Müde und glücklich schlafen wir ein, beide dankbar, dass wir diese tollen Dinge erleben dürfen.

Blick vom Auto aus.
Tolle Farben.
Kostümchen, wie früher, sind hier unpassend.
Ist das ein Traum.
Wie schön kann man bitte wohnen?

Mittwoch 16.08.2023 Abfahrt: Ploubazianec Ankunft: Pleubian, Greves de Port Beni (25 Kilometer)

Ein Highlight jagt das Nächste

Heute geht es recht früh weiter. Wir haben Hunger. So steuern wir in Lezardrieux erst einmal die ansässige Boulangerie an. Gut eingedeckt, aber um einige Euronen erleichtert, fahren wir weiter. Wir wollen nach Pleubian, denn dort wartet ein weiteres Highlight auf unserer Tour. Aber das wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Lezardrieux, ein süsser Ort. Hier gibt’s einen super Bäcker! Teuer, aber hmmm!
Ist dat nicht schön?

Der Stellplatz in der Chem du Silion Noir befindet sich ebenfalls in direkter Strandlage. Das Wetter ist traumhaft. Es ist sehr warm, die Flut und das Meer zum Greifen nah. Unser Blick ist gerichtet auf sanft schaukelnde Fischerboote und zerklüftete Felsen. Der kleine Platz ist gut besucht, dennoch ist es wunderbar ruhig. Jedenfalls heute…

Immer wieder stellt sich die Frage: wo ist das Wasser?
Idylle pur.
Im Hintergrund die Elfie und mein neues Traumhaus.
Laut einiger Aussagen zählt die Bretagne mehr als 800 Inseln. Das glauben wir gerne.
Angeberbild

Was heißt „Laubbläser“ auf Französisch?

Selbst wenn sich „Souffleur de feuilles“ so viel wohlklingender anhört, als „Laubbläser“, morgens um halb acht nerven diese Dinger. Egal, wo man sich befindet. Mit typischer Geräuschkulisse werden wir am Morgen von den fleißigen Mitarbeitern des Grünflächenamtes geweckt. Sie haben alles dabei: Rasenmäher, Kantenschneider sowie besagten Laubbläser.

Die Materialien sind also länderübergreifend gleich, einzig die Arbeitsweise entscheidet sich deutlich von der in Deutschland und Spanien. In Frankreich scheint man nach Akkord zu arbeiten. Und zwar, ohne Rücksicht auf Verluste.

Gemäß Murphys Law stehen wir genau an der Wiese, die Objekt der Begierde der emsigen Gärtner ist. Also überlegen wir, umzuparken. Da ein Zaun den Parkplatz von der Grünfläche trennt, beschließen wir letztlich doch stehen zu bleiben. Nicht schlau!

In unserer Abwägung übersehen wir nämlich den etwa 50 cm breiten Streifen Rasen, den der Rasenmähermann im Visier hat. Niemals haben wir geglaubt, dass dieser halbe Meter für den Aufsitzrasenmäher der Kategorie „Monsterteil“ ausreicht, um seine Fähigkeiten voll ausschöpfen zu können. Lasst Euch sagen: er kann! Und, wie er kann!

Keine zwei Minuten später sieht die Elfie aus, wie ein Teletubbie-Häuschen. Von oben bis unten mit Gras gepudert. Grrr. Im letzten Moment haben wir noch fix die Tür geschlossen. Angst vor Nähe hatte der Jung auf seinem fahrbaren Höllengerät jedenfalls nicht. Nach diesem zugegebenermaßen doch etwas emotional aufreibenden Erlebnis fahren wir los. Der Wind wird die Elfie schon wieder von ihrem Grasmantel befreien. So hoffen wir zumindest.

Donnerstag 17.08.2023 Abfahrt: Pleubian, Greves de Port Beni Ankunft: Tréguier am Jaudy (19 Kilometer)

Wir sind unterwegs…Slooohooow Travel for Beginners…

Heute wenden wir der Küste den Rücken zu. Wasser soll es aber dennoch geben: wir sind auf dem Weg zu einem kostenfreien Stellplatz unterhalb der Stadt Trégier, der Hauptstadt des Trégors.

Auf unserer gesamten Tour hat sich eine Anreisezeit bis 15 Uhr bewährt. Später am Tag füllen sich die Plätze dann doch recht schnell. Jetzt ist noch einiges frei. Wir haben die Wahl und das Glück, dass wir rückwärts einparken können. Letzteres ist keine Selbstverständlichkeit. Viele Womofahrer parken vorwärts und ein ungeschriebenes Gesetz besagt: Tür an Tür parken nur auf Nachfrage bei den Nachbarn. In der Regel wahrt man die Privatsphäre des anderen und parkt dann ebenfalls vorwärts.

Der Blick vom Auto aus nach links.
Der Blick nach rechts gerichtet. Mehr geht einfach nicht!

Petite Cité Caractère

Verliebt sind wir in diesen Ort und dessen Umgebung. Es ist so bezeichnend für diese Seite der Bretagne: immer, wenn wir denken, es geht nicht besser, folgt der nächste Hammer. Achtung Spoiler: mehr ging aber auch echt schon nicht mehr. Die zurückgelegte Strecke ist für uns die Schönste, die wir gefahren sind.

Tréguier liegt direkt am Fluss Jaudy. Wir haben hier alles, was der Herz begehrt. Eine wundervolle kleine Stadt, mit kleinen Kaffees, mit einem geilen Second Hand Laden, einem charmanten Boucher, einem Super U in dem es sogar eine ansteuerbare Paketstation gibt. Vom Stellplatz aus gibt es eine etwa 11 Kilometer lange Wanderroute. Was wollen wir mehr?

Die Basilika St. Tugdual im Zentrum von Tréguier.
Rabbi auf dem Weg zum Boucher, dessen leckere Pastete auf uns wartet.
Die Elfie.
Eine der wundervollen Gassen. Bunte Fensterläden, wir lieben sie.
Mein Lieblingsmensch!

Les randonneurs

Wir wandern jeden zweiten Tag die 11 Kilometer. Laufen wir wirklich immer die gleiche Route? Ja, einmal links, einmal rechts herum. Berg rauf, Berg runter. Gut für den Poppes. Anhand der Bilder könnt Ihr bestimmt nachvollziehen, warum es uns dabei nicht langweilig wird.

Links auf der Weide stehen normalerweise eine ganze Reihe Zwergponys.
Kunst am Stein.
Ein altes Viadukt über dem Guindy.
Ich befürchte, wir werden unseren geplanten Hof um zwei Ziegen erweitern müssen. Rabbi entwickelt sich mehr um mehr zum Fan der Beiden.
Mudda Flodder on Tour.
Wie wundervoll kann man eigentlich wohnen?
Dieses Einsiedelei hat es uns echt angetan.
Hier könnten wir uns potentiell auch sehr, sehr wohl fühlen, bezweifeln aber, dass der Besitzer das Haus freiwillig hergibt.

Wir wollen eigentlich gar nicht mehr weg. Heute ist der Platz rappelvoll. Oben in der Stadt ist Musik, aber wir sind platt, daher können wir uns nicht aufraffen. Gestern hat es geregnet, wohingegen es heute wieder heiter ist. Das Wetter ist so eine Sache für sich. Aber egal, ob Regen oder Sonnenschein, es ist einfach zu schön hier, um weiterzuziehen.

Noch ein Angeberbild.
Reisen auf Französisch.

Rabbi lernt inzwischen freiwillig Französisch und ich probiere mich immer noch an den Häkelsocken, die niemals fertig werden wollen. Wir mögen es hier, nein wir lieben es!

Unsere netten französischen Nachbarn mit ihrer Hündin Perla sind leider gestern schon gefahren. Perla hat anscheinend einen Faible für Deutsche, denn sie lag die meiste Zeit auf unseren Füßen. Eine richtige Kuschelliese. Ansonsten sind wir so manches Mal erstaunt über die Renitenz einiger Mitcamper. Der Großteil ist aber supernett. Italiener, Spanier, Franzosen, unser Sprachenhirn macht „tilt!“ Egal. Wir genießen die Zeit aktuell sehr.

Zum träumen schön.

Sightseeing!

Heute ist ein Ausflug angesagt. Wir wollen ein bisschen an die Küste. Unser erster Halt ist „Le Gouffre“ in Plougrescant. Mal so unter uns: diese ganzen Ortsnamen mit Plou…verwirren uns und machen es uns sehr schwer, diese zu behalten. Liebe Franzosen, seht es uns bitte nach.

Ausflug zum Petite Maison

Wir befinden uns im Département „Côte-d’Armor“, wobei das Wort „Armor“ nur entfernt etwas mit Liebe zu tun hat. Armor, besser Armorica bzw. Armorique, so der ehemalige Name, bedeutet „das Land, das vom Meer ist“. Und hier ist die Liebe, die wir angesprochen haben.

Durch Zufall sind wir gerade auf folgendes Zitat gestossen: „On ne naît pas Breton, on le devient, à l’écoute du vent, du chant des branches, du chant des hommes et de la mer.“ (Xavier Grall, franz. Poet & Schriftsteller) „Man wird nicht als Bretone geboren, man wird zu einem, indem man dem Wind lauscht, dem Gesang der Zweige, der Menschen und des Meeres.“ Ist das nicht herrlich?

Die Verbundenheit zum Meer ist das, was Küstenkinder ausmacht. Jedenfalls fühle ich mich hier so zuhause, wie kaum irgendwo anders bislang. Hier fügt man sich ein in das Zusammenspiel der Naturgewalten unserer Welt. Zu pathetisch? Vielleicht, aber nur vielleicht.

Na, wo ist das „Castel Meur“?
Und was gibt es da?
Guter Platz, wenn man mal eine Nacht für sich braucht.

Das kleine Haus, auch „Castel Meur“ (dt. großes Schloss), wurde 1861 erbaut und befindet sich im Privatbesitz. (Heißt es eigentlich „in“ oder „im“?) Erstaunlicher Weise trotzt es seit so langer Zeit dem Meer. Schön anzusehen. Nicht umsonst ist es ein begehrtes Fotomotiv in der Bretagne.

Rosa? Mit ganz viel Fantasie bestimmt.

Wir fahren noch ein bisschen weiter, um einen Eindruck von der Côte-de-Granit-Rose zu bekommen. So richtig von den Socken haut es uns nicht. Das mag aber auch daran liegen, dass wir in den letzten Wochen schon so viele wundervolle Dinge gesehen haben. Gegen Nachmittag fahren wir zurück nach Tréguier.

Madame fremdelt aufgrund fehlender Sprachkenntnisse mit den Marktständen.

Bis zum 25.08.2023 sind wir geblieben und haben damit gleich mal eine ganze Woche an einem Ort zugebracht. Wo wir anschließend gelandet sind und, wie groß der Trennungsschmerz von diesem tollen Örtchen wirklich war. Das alles lest Ihr im 3. Teil und letzten Teil unserer Serie „Die Bretagne ruft! – Unser Reisetagebuch (Woche Vier)

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