Reparaturen innen

Mikroschalter tauschen

Vor etwa vier Monaten hatten wir von jetzt auf gleich kein Wasser mehr im Badezimmer. Der Hahn in der Küche funktionierte, wie gewohnt. An der Pumpe lag es demnach nicht. Was war es dann?

Wenn Ihr Lust habt, lest hier das ganze Abenteuer. Alternativ findet Ihr, wie gewohnt, die kurze Anleitung weiter unten auf dieser Seite. Viel Erfolg!

Trial and Error oder Versuch macht klug

Bei unserem Wasserhahn im Bad handelt es sich um einen Einhebelmischer. Wir hatten daher auch gar nicht viel geforscht, sondern uns direkt ans Werk gemacht. Eine kurze Prüfung ergab, dass sich die Kappe, an der sich der Hebel befindet, durch Drücken eines kleinen Pins leicht abziehen ließ.

Dafür eignete sich hervorragend mein absolutes Lieblings-Werkzeug. Quasi ein unvergleichliches Multifunktionsgerät.

Rabbi bekommt immer die Pimpernellen, wenn ich mit dem Ding um die Ecke komme. Ich liebe meinen kleinen Schraubendreher, der schon seit mehr als 27 Jahren zuverlässig seine Pflicht erfüllt. Zurück zum Thema.

Als die Kappe runter war, galt es noch eine Kreuz-Schraube zu lösen.

Danach war das Problem sofort ersichtlich: das Kabel am Mikroschalter war gebrochen und damit kein Öffnen und Schließen des Wasserkreislaufes mehr möglich.

Kurze Erläuterung: Im Inneren des Hahns befindet sich der angesprochene Mikroschalter. Dessen Funktion besteht einzig darin, den Kontakt zur Tauchpumpe zu unterbrechen und dadurch den Wasserfluss zu verhindern. Der Schalter ist originär gedrückt, wenn der Hebel am Wasserhahn geschlossen ist. Es kommt kein Wasser. Wird der Hebel geöffnet, ist der Schalter nicht mehr gedrückt. Es kommt Wasser. Einfaches Prinzip, aber eine wunderbare Sollbruchstelle, denn durch das stetige Betätigen des Hebels wird das Kabel jedes Mal geknickt.

Ein Lötkolben muss her!

Ein solcher Zwischenfall passiert naturgemäß nicht morgens um 10:00 Uhr, sondern abends um 18:00 Uhr. Nämlich genau dann, wenn die ersten Geschäfte in ländlichen Gegenden bereits schließen. Wir waren just in Zetel, einem hübschen Dorf mit freundlichen Menschen im südlichen Friesland .

Da saßen wir also. Überlegten, was zu tun sei. Einen neuen Schalter konnten wir – wenn überhaupt – erst am nächsten Tag besorgen. Rabbi meinte dann irgendwann, er könnte das Kabel löten. Super Idee. Wir hatten allerdings keinen Lötkolben.

Da Rabbi der Fremd-Schäm-Faktor zu hoch war, kam ich zum Einsatz: Klinkenputzen im Dorf und nachfragen, ob irgendjemand einen Lötkolben besitzt, den wir leihen konnten. Bei einem ortansässigen Fahrradhändler wurde ich fündig. Dass es sich dabei um ein kabelgebundenes Modell handelte, war mir in diesem Moment egal. Kurzerhand ein paar Euros als Pfand hinterlegt, düste ich, überaus glücklich, zurück zu meinem Schatz.

Bitte nicht nachmachen!

Ein Lötkolben, der Strom benötigte – soweit so gut. Wer denkt denn in einer solchen Situation daran, dass „Strom“ auch wirklich „Strom“ bedeutete?! Also einfach mal drauf losgelötet. Jedes Mal, wenn Rabbi den Lötkolben ansetzte machte irgendetwas in unserer Elfie merkwürdige Geräusche. Ich schrie nur noch „lass es, lass es!“ Typisch für seine Gelassenheit entgegnete er: „Bleib mal locker, Du machst mich irre!“ Um die Sache abzukürzen: Inzwischen war es 19:30 Uhr. Das Kabel war perfekt gelötet – einziges Problem: jetzt hatten wir weder im Bad noch in der Küche Wasser.

Da die Zeit drängte, brachte ich erstmal fix den Lötkolben, inklusive Schokolade als Dankeschön, zurück zum Fahrradhändler. (Danke an Mario vom Radwechsel in Zetel). Anschließend ging es fix zum Supermarkt um die Ecke. Wasser kaufen. Ohne Wasser – das ging gar nicht.

Mit einem 6er-Träger unterm Arm ging das Diskutieren los. Ich war total in Panik, dass wir das Steuergerät oder sogar unseren UV-Filter zerschossen hatten. Damit trieb ich Rabbi, der eh schon genervt war, vollends in den Wahnsinn. Aber was war denn eigentlich geschehen?

Sicherung ziehen!

Ein sehr guter Freund von uns ist gelernter Elektriker. Unsere absolut Notfall-Kompetenz in diesen Belangen. Ohne ihn wären wir wahrscheinlich nicht so schnell in der Lage gewesen, das selbst verzapfte Wasserhahn-Desaster zu reparieren (Danke, Flo!). Wir riefen ihn direkt an und baten um Hilfe. Seine erste Frage „Habt Ihr die Sicherung gezogen?“

Wir sollten dazusagen: in unserem Fall sitzen sich ein Industriemechaniker (Rabbi) und eine halbe Kfz-Mechanikerin (meine Person) gegenüber. Also zwei Menschen, die wissen sollten, was es so mit Stromkreisläufen und Sicherungen auf sich hat. Natürlich haben wir die Sicherungen nicht gezogen. Das ist etwas für Feiglinge oder vielleicht für schlaue Menschen – wir gehörten in diesem Fall weder zu der ersten noch zur zweiten Gruppe. Wir waren einfach nur im Löt-Fokus.

Ein bisschen Spannung (haha!) bereichert ja auch irgendwie das Leben, oder? Dass der Elektroblock (EBL) bei unserer Elfie unter dem Fahrersitz verbaut wurde, wussten wir. Die für den Wasserhahn zuständige Sicherung (7,5 A) ließ sich leicht finden, da ein Wasserhahn darüber abgebildet ist. Diese galt es herauszuziehen, um einen kurzen Blick darauf zu werfen: Jo, das Ding ist defekt. Daran erkennbar, dass der feine Draht, der mittig durchgeführt wird, unterbrochen war. Das war ja schon mal gut, denn damit hatte die Sicherung erfolgreich ihren Job gemacht.

Glück im Unglück

Unserem Stellplatz gegenüberliegend gab es eine Tankstelle. Mit unserer neuen Erkenntnis im Gepäck sind wir direkt hin, um nachzufragen, ob sie denn wohl Flachsicherungen verkaufen. „Flach…, was bitte?“ – Ok, das war nicht von Erfolg gekrönt. Gab es nicht mal eine Zeit, in der jede Tanke um die Ecke entsprechenden Ersatz hatte? Neben Falten und dem Siezen an den Supermarktkassen war das einer dieser Momente, in dem man erkennt: Du wirst alt!

An jenem Abend ließ sich jedenfalls nichts mehr kitten. Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt, da half nur Alkohol und dann ins Bett.

Dass die beiden Örtchen Zetel und Sande nah beieinander liegen, war ein Riesenvorteil für uns. Die eingefleischten PC-Nerds unter Euch werden wissen: in Sande gibt es die Firma Reichelt Elektronik, einer der großen Player, wenn es um Elektronik-Ersatzteile geht. Pünktlich um neun Uhr standen wir dort vor der Tür.

Erwartungsgemäß wurden wir nicht enttäuscht. Rabbi kaufte eine Packung Flachsicherungen aus dem Angebot für circa 5 Euro, zwei Wago-Durchgangsverbinder für 0,84 Euro (0,42 je Stück) und zwei Mikroschalter zu je 4 Euro (jetzt: 6 Euro). Auf dem Weg zurück zum Stellplatz nahmen wir noch einen kleinen Umweg in Kauf, um uns zur Sicherheit noch eine neue Tauchpumpe bei einem Händler für Camping-Bedarf zu besorgen. Im Zuge dieses ganzen Desasters haben wir uns von der originären 1,1 Bar Tauchpumpe verabschiedet und auf eine 2,1 Bar Tauchpumpe gewechselt. Das war für uns eine sehr weise Entscheidung, denn nun kommt selbst beim Duschen vernünftig Wasser aus der Brause.

Achtung: Ihr solltet Euch auf jeden Fall im Vorfeld erkundigen, ob ein solcher Tausch möglich ist. Es soll schon vorgekommen sein, dass die Leitungen bei einem derartigen Druckunterschied geplatzt sind. Das will natürlich niemand.

Zurück auf dem Stellplatz

Rabbi machte sich sofort ans Werk: Zunächst den Stromkreislauf unterbrechen. Alten Mikroschalter entfernen. Wir haben uns dazu nicht die Mühe gemacht, das Brettchen unter dem Waschbecken zu demontieren, sondern den Mikroschalter abgeknipst und vorne am Wasserhahn herausgezogen. Der neue Schalter wurde entsprechend in umgekehrter Richtung wieder montiert. Mit Hilfe der Wago-Durchgangsverbinder wurde der Anschluss durch das Verbinden der Kabel komplettiert. Danach die Sicherung am EBL getauscht und der Strom am Bedienpanel wieder eingeschaltet. Dann kam der spannende Moment, wo der Elefant sein Wasser lassen sollte (oder eben auch nicht). Und ja: es funktionierte! Uns fiel ein Riesenstein vom Herzen.

Das war die lange Version, die kurze Version findet Ihr hier:

Benötigtes Werkzeug:

  • Einen kleinen Kreuz-Schraubendreher
  • Einen Kreuz-Schraubendreher (M4/ M5)
  • Kombizange

Benötigtes Material:

  • Mikroschalter
  • Wago-Durchgangsverbinder oder Alternative
  • bei Bedarf: Flachsicherung
  • Panzertape oder Kabelbinder zur Fixierung

Step 1: Strom am Bedienpanel ausschalten.

Alternativ: Zuständige Flachsicherung rausziehen. Sicherungskasten (EBL) befindet sich unter dem Fahrersitz. Von vorne zugänglich. Über der entsprechenden Sicherung befindet sich ein Symbol „Wasserhahn“.

Step 2: Kappe vom Wasser lösen. Mit einem kleinen Schraubendreher den Pin an der Seite des Hebels vorsichtig eindrücken.

Step 3: Sichtbare werdende Schraube mit einem Kreuz-Schraubendreher lösen. Danach ist der Blick auf den Mikroschalter inklusive Kabellage frei.

Step 4: Kabel des Mikroschalters prüfen. Ein Kabelbruch lässt sich direkt erkennen. Ist das Kabel defekt, gilt es die Verbindung unterhalb des Waschbeckens abzukneifen. Danach kann der Schalter inklusive seiner Verkabelung vorne am Hahn herausgezogen werden.

Optionaler Step: Man kann auch das Brettchen unter dem Waschbecken abschrauben, um sich mehr Bewegungsfreiheit zu schaffen. Wir haben das aus folgendem Grund nicht getan: die Demontage des Brettes ist mindestens genauso fummelig, wie das Durchführen des Mikroschalters. Ab einem bestimmten Körpervolumen und ohne akrobatische Fähigkeiten, kommt man echt schlecht an die dafür notwendigen Schrauben.

Step 5: Neuen Mikroschalter montieren. Der neue Schalter kann mit seiner Verkabelung von vorne am den Wasserhahn durchgeführt werden.

Step 6: Kabelenden verbinden. Dank der Wago-Durchgangsverbindern lassen sich die Kabelenden des Mikroschalters mit den vorhandenen Kabelenden des vorherigen Schalters sehr leicht zusammenführen. Die Kabel können bei Bedarf mit Panzertape oder Kabelbinder derart befestigt werden, dass diese nicht unter dem Brettchen hervorstehen.

Step 7: Stromkreislauf wiederherstellen. Je nachdem für welche Variante Ihr Euch entschieden habt, könnt Ihr jetzt den Stromkreislauf entweder über das Bedienpanel oder durch das Einsetzen der Flachsicherung wiederherstellen.

Step 8: Wasserhahn testen.

Step 9: Wasserhahn wieder zusammenbauen. Kreuz-Schraube eindrehen. Kappe draufstecken. Fertig. Wasser marsch!

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