Bienvenido a España!

Der Wind, der Wind und so weiter…

Wir sind in El Saler, im Naturpark Albufera. Es ist kalt, bewölkt und extrem windig. Dieser Umstand ist wenig zuträglich, denn wir sind sowieso schon wieder total lost was unsere nächsten Reisepläne betrifft. Im Februar bekommen wir in Deutschland einen neuen Kühlschrank (Der Kühlschrank leckt!). Aufgrund dieses Termins ist uns die Zeit zu knapp, um weiter in den Süden Spaniens zu fahren. Also geht es wieder hoch.

Da wir auf dem Weg nach Valencia ausschließlich Schnellstraße gefahren sind, wollen wir den Rückweg über die Dörfer machen. Dort, wo uns ein Platz gefällt, bleiben wir. Aber zuerst geht es noch an Spaniens größten Süßwassersee und durch die Reisfelder L’Albuferas.

Sun-Downer & Starter – nennt man das so?

Es ist unsere erste Nacht in einem Naturpark und auch, wenn die Polizei die Camping-Gemeinde an den Parkplatz verweist, auf dem wir gerade stehen, werden wir mit der Situation nicht so richtig warm. Geweckt durch einen wunderbar buntgefärbten Himmel, beschließen wir einstimmig die Weiterfahrt und freuen uns auf das, was noch kommt.

Einer der schönen Picnic-Plätze am Playa El Saler.

Obwohl der Morgen zunächst einen guten Wettereindruck macht, zieht es sich zu und der Wind bläst so ordentlich, dass wir die Tür nicht öffnen können. Den ganzen Tag im Auto zu bleiben ist zwar möglich, aber, wenn sich Alternativen ergeben, dann nehmen wir diese gerne wahr. Gegen 11 Uhr machen wir uns schließlich reisefertig, verabschieden uns von unseren neuen Bekannten und machen uns auf den Weg.

Morgens, 08:10 Uhr in El Saler.

Arrozales & Barracas

Als erstes steuern wir den in sämtlichen Reisführern angepriesenen Ort El Palmar an. In dem durch die Literatur populär gewordenen Ort finden sich touristengerechte Restaurants, die zum Paella-Essen einladen. Zur Saison, wohlgemerkt, denn jetzt sind so ziemlich alle geschlossen. Das macht aber nix, wir wollen ja schließlich nicht essen, sondern die Umgebung erkunden.

Rechter Hand liegt der etwa 2.800 ha große See, der dem Naturschutzgebiet seinen Namen gibt: la Albufera. Ein wirklich beeindruckendes Gewässer. Danach folgt noch ein kurzes Stück Wald, dessen Flora uns an die Mecklenburgische Seenplatte erinnert. Dann sind wir recht schnell mittendrin: Reisfelder so weit das Auge reicht. Vereinzelte Barracas, die für diese Region typischen Häuser, runden das Bild ab.

Während im September die Ernte ansteht, werden die Felder laut Recherche in den Monaten Januar und Februar geflutet. Dies dient der Unterstützung des Wachstums der Reispflanzen sowie der Vorbeugung von Unkraut.

Man stelle sich vor, wie unsere Gärten aussehen würden, wenn das auch bei anderen Pflanzenarten als echte Alternative zum Unkrautjäten funktionieren würde. Kostspielig und ethisch vielleicht nicht gerade ein Paradebeispiel, aber als Kind hätte mir das sicherlich das olle Auskratzen der Fugen unserer Hauseinfahrt erspart. Das habe ich wirklich gehasst.

Aber lasst uns in der Gegenwart bleiben und einen Blick auf die tolle Umgebung Albuferas werfen. Eine echt abenteuerliche Fahrt durch die Reisfelder, aber lohnenswert!

Mit dem Auto lässt sich der See unseres Wissens nach nicht komplett umrunden.
Das Rauschen des Schilfs beeindruckte schon sehr.
Ein kurzes Waldstück.
So wirklich breit sind die Brücken in den Reisfeldern nicht. Aber wo ein Trecker rüber passt, sollte unsere Elfie schon lange keine Probleme haben.
Immer wieder gehen kleine Grachten ab.
Die Straße ist rustikal, aber die entgegen kommenden Fahrer haben wohl Erfahrung und machen daher keine Anstalten, ihre Geschwindigkeit zu reduzieren.
El Palmar. Nüscht los.
Eine der typischen Baracca.
See?…
….Nein! Reisfeld.
Reisfeld-Idylle.
Aber auch Scheunen in der Cabrio-Version sehen wir.

Nachdem wir die landwirtschaftlichen Flächen hinter uns lassen, durchqueren wir Orte, die durch die Präsenz von Hochhäusern bestechen. Schließlich landen wir an unserem heutigen Schlafplatz in Canet d’en Berenguer. Traumhaft schön. Ein kurzes Salut zu unseren französischen Nachbarn und dann geht es fix zum nächstgelegenen Supermarkt. Wir haben keine Hängeservietten (Küchentücher) mehr. Ein unverzichtbares Utensil im Wohnmobil. Ihr werdet es wissen. Nachdem der Einkauf und eine erste Kurzinspektion der Umgebung erfolgreich absolviert sind, gibt es ein bisschen zu Essen, um den Tag langsam ausklingen zu lassen.

Feldflutungen, Trockenheit & Hochhäuser

Schon den Tag über gab es für uns ein paar Dinge, die uns beschäftigten: Zum einen war da die Frage, warum man Reisfelder flutete und zum anderen, warum sind sämtliche Flüsse ausgetrocknet und wieso gibt es so viele Hochhäuser, bei soviel freiem Land?

Das Thema Feldflutung ließ sich recht schnell klären. Die Austrocknung der Flüsse sowie die Bauweise in Spanien lässt uns maximal spekulieren.

So scheint die Trockenheit der Flüsse ein seit mehreren Jahren bekanntes Problem zu sein. Im Netz heißt es, dass Spanien austrocknen würde. Anscheinend haben wir diesen Umstand nicht mitbekommen. Asche auf unser Haupt. Ehrlich.

Klimawandel ja, aber auch Habgier und Konsumgesellschaft spielen bei diesem Thema anscheinend eine wesentliche Rolle. Denn das Wasser, das normalerweise von den Bergen in die Flüsse fließt wird abgezapft, um Obst- und Gemüseplantagen zu bewässern. So bleiben unsere Ladentheken in den Supermärkten gut gefüllt.

In einem anderen Artikel lesen wir, dass Bauern illegale Brunnen bohren, um ihre Felder zu bewässern. Die zu bezahlenden Strafen rechnen sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht mehr, als die Umsatzeinbußen, wenn sie den Markt nicht mehr bedienen können. Die Konsequenz scheint sichtbar, denn wirklich jeder Fluss, den wir überquerten (außer der Ebro) ist vollends ausgetrocknet. Massenmarkt auf Kosten von Mensch und Natur. Da ist doch irgendwie der Wurm drin. Es bleiben ambivalente Gefühle bei uns zurück.

Das Thema Hochhäuser lässt uns noch weniger Informationen finden. Wir haben uns gefragt, warum so viel Brachland nicht genutzt, sondern hauptsächlich Hochhäuser gebaut werden. Eine wirkliche Antwort haben wir nicht gefunden, aber vielleicht können wir das Ganze vom Beispiel der Stadt Benidorm ableiten:

Hochhäuser bedeuten eine effizientere Nutzung der Strom- und Wasserversorgung sowie eine effizientere Nutzung von Infrastruktur. Ein Hochhaus, ein Schwimmbad, 10 Einfamilienhäuser bedeuten 10 Schwimmbäder. Weniger Straßen und weniger Verkehrsanbindungen. So zumindest die Argumentation. Klingt schlüssig, denn anhand der ausgetrockneten Flussbetten haben wir ja gesehen, welche elementare Rolle Wasser spielt.

So, genug harter Tobak zum Tagesausklang. Von daher noch etwas Schönes zum Schluss: unsere aktuelle Teilzeitheimat hält noch eine besondere Überraschung für uns bereit: einen echten Traumstrand direkt vor der Tür. Wenn niemand meckert, werden wir hier ein bisschen bleiben. Mal sehen, wie die Nacht ist. Wir werden berichten. So long, Ihr Lieben – wir sehen uns!

Paradiesisch schön!

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert